XIX. Internationales Hundesymposium 13. – 15.11.2020

Themenschwerpunkte 2020

60 ist das neue 40 heißt es so schön bei uns Menschen. Sinngemäß gilt das auch für unsere Hunde. Die Lebenserwartung ist deutlich gestiegen, auch unsere Hunde werden viel älter als noch vor einigen Jahren. Lebensqualität so lange wie möglich sicherzustellen ist dabei das Wichtigste, damit der Senior auf vier Pfoten sein Leben genießen kann. Sabine Neumann, Österreich Hundetrainerin, Gerichtssachverständige für Hunde und seit über zehn Jahren Betreiberin des Hundeseniorenheims und -hospizes „Tierreich“ in Niederösterreich lässt Sie an ihrer großen Erfahrung im Zusammenleben mit alte(rnde)n Hunden teilhaben und gibt Ideen, Tipps, Anregungen und Denkanstöße. Das Spektrum reicht von gezielter Bewegung und geistiger Auslastung über die Bedeutung von Futterzusätzen, Medikamenten, begleitenden Therapien und Maßnahmen im Alltag für den Herbst des Hundelebens.

Lange Zeit ging man davon aus, dass Tiere keine Emotionen haben. Die rein behavioristische Lehrmeinung behauptete, dass sie lediglich angepasst auf Umweltreize reagieren. Erkenntnisse der Kognitionsforschung und Psychologie habe viele Ansätze des Behaviorismus abgelöst und Studien der letzten Jahre zeigen, dass das emotionale Repertoire vieler Tiere, und besonders unserer Hunde, genauso vielfältig aufgebaut ist wie unser eigenes. Emotionen färben unser Erleben und beeinflussen unser Handeln. Im Vortrag von Dr. Joe Voß, Deutschland werden Definition und Funktion von Emotionen behandelt und die neuronalen Grundlagen der Emotionsverarbeitung vorgestellt. Ein emotionaler Bewusstseinszustand, der im Zusammenleben mit unseren Haushunden eine große Rolle spielt, ist der Zustand der Frustration. Im Zusammenleben mit dem Hund nimmt Frustration häufig Einfluss auf das Handeln von Mensch und Tier. Dieser Einfluss auf Trainings- und Arbeitskonzepte, aber auch auf Alltagssituationen wird im Vortrag besonders beleuchtet.

Dr. Gislind Wach, Deutschland Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und Fachbuchautorin und Clarissa v. Reinhardt, Deutschland Hundetrainerin, Verlegerin und Fachbuchautorin berichten in ihrem Vortrag davon, was es für ein Haustier bedeutet, mit einem psychisch erkrankten Halter zusammenzuleben. Dabei wollen sie nicht anklagen, sondern wachrütteln und Bewusstsein schaffen. Die Verantwortlichkeit der betroffenen Menschen soll gestärkt und Klischees abgebaut werden. Außerdem wollen sie dazu ermutigen, bei Schwierigkeiten rechtzeitig Hilfe zu holen – Hilfe für die betroffenen Tiere und Menschen ­–, sei man Beobachter von außen oder selbst in die Situation involviert.

Wie wir uns auf Spaziergängen von unseren Hunden Spuren von Wildtieren zeigen lassen und dadurch Tiere schützen können, das erklärt uns Ulli Reichmann, Österreich. Wie zeigt der Hund Wildtiere an? Welches Tier zeigt er an? Wieso reagieren unterschiedliche Hunde unterschiedlich auf das gleiche Tier? Welche Spuren kann man selbst finden? Dieser Vortrag soll dabei helfen, das Rätsel zu lösen und uns vor plötzlich auftretenden, unliebsamen Begegnungen zu schützen.

Im Hundetraining erreichen uns oft versteckte Aufträge: „Können Sie das mal meinem Mann beibringen?“, oder „Sie sind meine letzte Rettung“. Daher müssen wir mit den Kunden klar kommunizieren, welche Aufgaben ein Hundetrainer übernehmen kann und was genau das Training beinhalten wird. Abgrenzung ist dabei ein wichtiges Thema, um langfristig im Beruf erfolgreich zu sein. In diesem Vortrag wird es Ines Neuhof, Deutschland um Aspekte wie Auftragsklärung, Umgang mit unterschiedlichen Kundentypen, Engagement und Distanzierungsfähigkeit im Beruf gehen. Sie wird uns erklären, warum Abgrenzen schwerfällt und welche Strategien man für sich planen kann. Dabei ist ihr eine wissenschaftliche Basis wichtig.

In ihrem Vortrag über Vitalpilze in der Veterinärmedizin wird die Pionierin der Veterinär-Mykotherapie, Tierheilpraktikerin Petra Scharl, Deutschland eine kleine Einführung in die Welt der Mykotherapie für Tiere geben.

Schon mit einem Hund können Begegnungen mit Menschen und fremden Hunden zur Herausforderung werden. Hat man gleich eine ganze Hundegruppe dabei, ist es für alle Beteiligten noch einmal schwieriger. Daher ist gutes Training im Alltag unbedingt erforderlich. In diesem Vortrag spricht Anne Rosengrün, Deutschland darüber, wie man Begegnungen mit einer Hundegruppe trainieren kann, damit das gut funktioniert.

Die Persönlichkeit beeinflusst den Alltag und das Verhalten eines Hundes in vielen Bereichen, schon beim Welpen, aber auch beim erwachsenen Hund. Sie beeinflusst auch, wie er mit Umweltreizen umgeht, wie schnell er überfordert ist, welche Gefühle bei ihm ausgelöst werden, wie er mit Stress-Situationen umgeht, wie wahrscheinlich es ist, dass er mit Stress-Situationen Probleme hat (d. h. Verhaltensprobleme entwickelt), wie er auf verschiedene Arten der Kommunikation reagiert usw. In dem Vortrag von Maya Bräm, Schweiz bekommen wir eine Übersicht über den aktuellen wissenschaftlichen Stand betreffend Hunde-Persönlichkeitsforschung. Ein besonderer Fokus wird auf das Persönlichkeitsmerkmal «Hochsensibilität» gelegt, da dies ihr Forschungsgebiet ist. Sie wird spannende Forschungsergebnisse darlegen, die auf das Zusammenspiel der Persönlichkeiten von Hund und Halter und dem Auftreten von Verhaltensproblemen eingehen.

Gymnastizierung und Fitnesstraining für und mit dem Hund sind beliebte und sich immer weiter verbreitende Themen. Die praktizierende Hundephysiotherapeutin und geprüfte APM-Therapeutin Silke Stricker, Deutschland hat hierzu ein für jeden Hundehalter umsetzbares Konzept entwickelt, nach dem mit einfach zu erlernenden Übungen Beweglichkeit und Körpergefühl des Hundes verbessert werden können. Durch regelmäßig durchgeführte gezielte Berührungen wird auch eine positive Wirkung auf die Bindung zwischen Hund und Mensch entfaltet. Im Vortrag wird sie auf wesentliche Grundpfeiler des Konzeptes eingehen und Umsetzungsmöglichkeiten beispielhaft aufzeigen.

Brauche ich einen Hundeführerschein? Oder habe ich ihn schon?
Hundehaltung und Rechtsvorschriften kollidieren zunehmend in unserer Gesellschaft. Fast jedes Bundesland hat in den letzten Jahren Verordnungen und Gesetze, die das Halten und Führen von Hunden betrifft, verschärft. Für Hundehalter oft undurchsichtig geworden, ist es besonders für Hundetrainer und Verhaltensberater notwendig geworden, Kunden durch den Paragraphendschungel der deutschen Justiz führen zu können. Benjamin Kirmizi, Deutschland gibt Hundehaltern und Hundetrainern anhand von spannenden Fallbeispielen einen kleinen Leitfaden an die Hand, um zukünftig für entsprechende Fragen besser gewappnet zu sein.
Mein Nachbar geht nur mit Stachelwürger spazieren. Darf der das? Und darf ich nur zuschauen?
In dem Seminar wird zudem das Verhältnis der Hundehaltung und dem Tierschutz aus rechtlicher Sicht beleuchtet werden. Es soll ausgearbeitet werden, was den Hund schützen kann und wo die Grenzen des Tierschutzes liegen. Hier soll auch unter dem Aspekt der Ausbildung von Hunden aufgezeigt werden, was tierschutzrechtlich relevant ist und wie weit Hundeausbilder gehen dürfen.